Wer hier auf Zeitreise gehen möchte, macht zuerst Station im Barock. Zwischen 1757 und 1762 ließ Graf Alexander von Wied-Neuwied Schloss Monrepos bauen. Im 19. Jahrhundert diente das Schloss als Sommersitz der fürstlichen Familie. Was die wenigsten wissen: Das eigentliche Schloss gibt es heute gar nicht mehr. Doch im ehemaligen Palais der Prinzessin können die Besucherinnen und Besucher noch weiter an der Uhr drehen. Dann landet man unweigerlich in den Anfangszeiten der Menschheit auf unserem Planeten. Denn hier ist das Archäologische Forschungszentrum und Museum für menschliche Verhaltensevolution untergebracht. Seit Ostern hat das Museum nach zweijähriger Zwangspause wieder seine Türen fürs Publikum geöffnet. Endlich.

Urzeitreise ins eigene Ich
Das seit 1988 bestehende Museum mit der etwas sperrigen Bezeichnung ist vor allem für seine ebenso innovativen wie unkomplizierten Vermittlungsformate bekannt und weit über die Stadtgrenzen Neuwieds beliebt. „Bei der Vermittlung von Wissen möchten wir vor allem den Forschergeist unserer Besucherinnen und Besucher wecken. Dies geschieht durch neue didaktische Ansätze“, verspricht Frank Moseler, der seit acht Jahren im Museum arbeitet und seit 2019 als Leiter verantwortlich ist. „Wir möchten gerne alle Menschen, die zu uns kommen, auf dem langen Weg zu ihren eigenen Wurzeln begleiten.“

Faszination für die Steinzeit
Bereits als kleiner Junge war der 42-Jährige ein Fan der Archäologie. „Da ich in Trier geboren wurde und aufwuchs, lag mein Interessensgebiet natürlich bei den Römern“, erzählt der Wissenschaftler, der mit seiner Familie in Neuwied lebt. Während des Studiums hat dann die Faszination zur Altsteinzeit und der frühen Menschheitsgeschichte eingesetzt. So lag es nahe, dass er 2015 zum Thema „Feuernutzung im späten Jungpaläolithikum“ promovierte. Dabei handelt es sich um die Geschehnisse am Ende der letzten Eiszeit.

Musealer Abenteuerspielplatz für Klein und Groß
Das Herzstück der Museumsarbeit bildet die Dauerausstellung „MenschlICHes VERSTEHEN“. Im Rahmen ihres Besuchs können Interessierte auf eine ganz persönliche Urzeitreise zum eigenen Verhalten gehen. Denn bis heute bestimmt die frühe Menschheitsgeschichte das Verhalten von Männern, Frauen und Kindern. „Wir arbeiten hier im engen Austausch mit den Archäologinnen und Archäologen aus unserem Forschungsbereich zusammen. Die erforschen gleich hier nebenan die menschliche Verhaltensevolution“, erzählt der Archäologe. Als Mitglied der renommierten Leibniz-Gemeinschaft seien in MONREPOS die Vermittlung von Spitzenforschung und ihr gesellschaftspolitischer Diskurs untrennbar miteinander verwoben.
„Ich habe hier im Museum die einmalige Möglichkeit, meine Begeisterung für die Archäologie mit anderen zu teilen.“
Dr. Frank Moseler, Museumsleiter von MONREPOS
Konzeptionelles Arbeiten
Seit drei Jahren unterstützt Archäologin Anna-Lisa Rosenthal das Museumsteam um Frank Moseler. Als wissenschaftliche Vermittlerin ist die 32-Jährige für die Konzeptarbeit und deren didaktische Umsetzung zuständig. „Da wir ja das Museum einer Forschungseinrichtung sind, haben wir natürlich den Anspruch auf die Vermittlung aktueller wissenschaftlicher Ergebnisse. Daher sind wir stets im engen Austausch mit unseren Kolleginnen und Kollegen aus der Wissenschaft.“

Ab Ostern wieder geöffnet
Vorhang auf! Seit Ostern ist MONREPOS wieder für alle geöffnet. Und die zweijährige Pause beendet. „Wir haben uns riesig auf die Wiedereröffnung gefreut“, meint Frank Moseler. „Mit einem neuen Quartalsprogramm starten wir durch. Von Mai bis Juli werden vor allem Ereignisse thematisiert, die uns in den letzten 24 Monaten beschäftigt haben.“ Die Veranstaltungen und Führungen drehen sich entsprechend um die sozialen Auswirkungen von Corona, Klima und Krieg.

Gastronomiepächter gesucht
Nach der krisenbedingten Zwangspause sucht die Museumsleitung nach einem Pächter für die museumseigene Gastronomie. „Vor der Schließung haben wir versucht, ein gastronomisches Angebot in Eigenregie anzubieten“, meint Frank Moseler. „Aber das hat nicht wirklich gut geklappt. Wir brauchen hier einen Profi an unserer Seite. Neben einem Kaffee- und Kuchengeschäft würden wir uns freuen, wenn der neue Pächter oder die zukünftige Pächterin eine frische, regionale und saisonale Küche anbieten könnte und uns auch bei Abendveranstaltungen kulinarisch begleiten würde. Prima wäre es, wenn auch altsteinzeitlich inspirierte Gerichte auf Basis neuester Forschungsergebnisse der Archäologie die Speisekarte bereichern würden.“

Ehemaliger Witwensitz
Nach einem kontrollierten Feuer im Jahr 1969 ist das Kernstück von Schloss Monrepos der damaligen Fürstenfamilie komplett verschwunden. Heute dient der 1909 auf dem Schlossgelände errichtete Witwensitz der Prinzessin Marie von Nassau für das historische Ambiente. Das auch als „Villa Waldheim“ bekannte Gebäude beherbergt seit 1986 das MONREPOS Archäologische Forschungszentrum und Museum für menschliche Verhaltensevolution. Von außen zu besichtigen sind darüber hinaus das Küchenhaus sowie das ehemalige Gästehaus des Kronprinzen Gustav V. von Schweden, die in sogenannten Annexbauten untergebracht sind.

Da muss ich hin ...

Text und Fotos © (8) Holger Bernert
MONREPOS Archäologisches Forschungszentrum und Museum für menschliche Verhaltensevolution
Schloss Monrepos
56567 Neuwied
Telefon 02631 9772-0
monrepos@rgzm.de
www.monrepos.rgzm.de
Öffnungszeiten
di-so und feiertags, 10-17 Uhr
Eintrittspreise
Erwachsene: sechs Euro; ermäßigt: vier Euro
(Alle Angaben ohne Gewähr)