Für Zootierpflegerin Lena Weeser beginnt der Arbeitstag mit einem Rundgang durch ihr „südamerikanisches“ Revier

Wer schon immer mal wissen wollte, was es mit Brillenblattnase, Geistermantis oder Kurzohr-Rüsselspringer auf sich hat, sollte demnächst einen Besuch im Zoo Neuwied einplanen. Dort lernt man diese und viele weitere außergewöhnliche Tierarten kennen. Mit ihren Kolleginnen und Kollegen sorgt Zootierpflegerin und Revierleiterin Lena Weeser hinter den Kulissen dafür, dass sich die mehr als 1.800 Tiere auf dem weitläufigen Gelände in Heimbach-Weis sichtlich wohlfühlen.

Lena Weeser ist Revierleiterin im Zoo Neuwied

Spannendes Berufsbild

Die Arbeit von Tierpflegern im Zoo Neuwied ist spannend und abwechslungsreich. Und ihr Beruf ist eine Mischung aus Putzkraft, Koch, Krankenschwester, Inneneinrichter und Personaltrainer. Wer im Zoo mit Tieren arbeiten möchte, wird im Rahmen einer dreijährigen Ausbildung zum Tierpfleger Fachrichtung Zoo ausgebildet. Diese Ausbildung hat auch Lena Weeser absolviert. Nach Fachabitur und einem Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) im Zoo Neuwied entschied sie sich 2017 zur Berufsausbildung in der Deichstadt.

Seehunde gehören zu den tierischen Attraktionen

Mit Tieren aufgewachsen

Lena Weeser hatte immer schon ein Faible für Tiere. „Ich bin mit Hunden aufgewachsen. Und mit Oma und Opa ging es in den Ferien immer auf Bauernhöfe. Dort habe ich auch Reiten gelernt. Diese Zeit habe ich sehr genossen.“ Doch der eigentliche Wunsch, als Tierpflegerin in einem Zoo zu arbeiten, kam erst einige Zeit später. „Auch als ich mich für das Freiwillige Ökologische Jahr im Zoo beworben habe, bin ich noch nicht mit dem Gedanken angetreten, diese Arbeit zu meinem Beruf zu machen. Die Liebe dazu kam erst im Laufe dieses Jahres. Die Arbeit mit den Tieren hier ist so vielfältig und hat mir so viel Freude bereitet. Und nach diesem tiefen Einblick in den Beruf der Zootierpflegerin war für mich klar, dass ich hierbleiben möchte“, so das klare Statement der Koblenzerin. Eine klare Entscheidung für einen tierisch guten Beruf.

Der Von-der-Decken-Toko ist ein ebenso bunter wie seltener Vogel

Dreijährige Ausbildung

Während ihrer dreijährigen Ausbildung hat die 25-Jährige sämtliche Facetten des Zoolebens kennengelernt. „Schon während meines FÖJ wurde ich jeweils für sechs Monate in der Tierpflege und in der Zooschule eingesetzt. In der Ausbildung standen schließlich insgesamt zehn Reviere auf meinem Stundenplan. Auch ein Praktikum im Aquarium des Kölner Zoos war dabei.“ Auf diese Weise traf sie auf mehr als 1.500 Tiere aus 200 Arten. Darunter so außergewöhnliche wie der Bergische Schlotterkamm, die Molukken-Segelechse, der Zwergmara oder der Von-der-Decken-Toko. Doch besonders angetan haben es ihr die drei Klammeraffen Sam, Sola und Iwo sowie die quirligen und ewig hungrigen Totenkopfäffchen mit ihrem Nachwuchs, die aus dem südamerikanischen Bolivien stammen.

Der Zoo freut sich über Nachwuchs bei den Totenkopfäffchen

Größter Zoo in Rheinland-Pfalz

Der Zoo in Neuwied ist der größte seiner Art in Rheinland-Pfalz. Begonnen hat alles im Jahr 1970. Damals noch als „Tierpark Hubertushof“ unter privater Regie. Nachdem das Handelskonzept eines Tierhändlers kläglich scheiterte, wurde Mitte der 1980er Jahre ein Förderverein zur Erhaltung des Zoos gegründet. Mit Mitgliedsbeiträgen, Spenden, Eintrittsgeldern und dem Verkauf von Tombolalosen konnte der Zoobetrieb aufrechterhalten bleiben. Mittlerweile leben auf dem 13,5 Hektar großen Gelände im Neuwieder Stadtteil Heimbach-Weis rund 1.500 Tiere in 200 Arten. Außerdem ist der Zoo Neuwied Arbeitgeber von 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Für jedes Tier können Patenschaften übernommen werden

Patenschaft für Tiere

Die laufenden Kosten des Zoos belaufen sich auf etwa 8.000 Euro – pro Tag. Um sich an diesen Kosten beteiligen zu können, hat der Zoo Neuwied Tierpatenschaften im Angebot. „Damit kann sich jeder Tierfreund an den laufenden Futter- und Betreuungskosten für sein Lieblingstier beteiligen“, erklärt Lena Weeser das Angebot. So kostet die Patenschaft für eine Vogelspinne oder einen Wellensittich 25 Euro im Jahr. Für die Erdmännchen-Truppe oder ein Przewalski-Pferd sind 375 Euro veranschlagt. Wer für einen Löwen, Tiger oder Schimpansen die Patenschaft übernimmt, kann mit jährlich 2.500 Euro rechnen. „Die finanzielle Unterstützung hilft uns, die optimale Betreuung aller Zootiere in Zukunft zu gewährleisten“, hofft die Tierpflegerin auf möglichst viele weitere Tierpatenschaften.

Toller Ausblick in der Prinz Maximilian zu Wied Halle

Seit einem Jahr Revierleiterin

Bereits ein Jahr nach ihrer erfolgreichen Abschlussprüfung wurde die junge Tierpflegerin Revierleiterin im unteren Teil der 2018 neu eröffneten Prinz Maximilian zu Wied Halle. Auf 1.600 Quadratmetern leben heute in insgesamt 13 Gehegen 20 verschiedene Tierarten wie Fledermäuse, verschiedene Affen, Gürteltiere, Wickelbären oder Papageien aus Südamerika. Das tierische Geschehen können die Gäste des ebenfalls neu gestalteten Restaurants übrigens beim Mittagessen hinter einer riesigen Glaswand beobachten. Manchmal geschieht das aber auch umgekehrt.

„Die vielseitige Arbeit im Zoo fasziniert mich. Es ist jeden Tag spannend und nie langweilig“

Lena Weeser, Tierpflegerin und Revierleiterin im Zoo Neuwied

Unter ihnen auch die bei den Zoobesuchern sehr beliebten Totenkopfäffchen. „Die gehören neben den Klammeraffen zu meinen Lieblingstieren hier im Zoo“, erzählt die Revierleiterin. In ihrer Leitungsfunktion ist die Zootierpflegerin für die gesamte Organisation in ihrem Verantwortungsbereich zuständig. „Ich kümmere mich um die richtige Futterzusammenstellung des Tierfutters oder die Planung der Gehegeeinrichtung.“ Natürlich finden auch regelmäßige Besprechungen mit der Zooleitung und den zuständigen Kuratoren statt.

Die Zoo-Küche bietet ausgewogene Ernährung

Sinn eines Zoos

Aufgrund der Haltungsbedingungen stehen Zoos immer wieder in der öffentlichen Kritik. Viele Tiere würden in engen Käfigen leben und nicht in der freien Natur. „Bei uns ist das nicht so“, entgegnet die engagierte Tierschützerin. „Wir legen sehr viel Wert auf eine tiergerechte Haltung.“ Außerdem sorgt das Neuwieder Zoo-Team für die Erhaltung einiger vom Aussterben bedrohten Tierarten. Ohne die Zootierhaltung wären zum Beispiel Berberlöwen oder Przewalski-Pferde längst nicht mehr da. „Auf unserem Planeten gibt es leider sehr viele bedrohte Tierarten. Und schuld daran ist in erster Linie der Mensch mit seinem teilweise unverantwortlichen Umgang mit Flora und Fauna. Daher möchte ich den mir anvertrauten Lebewesen hier in Neuwied das bestmögliche Zooleben ermöglichen.“

Erdmännchen sind niedliche Gesellen und mutige Raubtiere

Artenschutz durch Arterhaltung

Eine der wichtigsten Aufgaben des Neuwieder Zoos ist der Artenschutz durch Arterhaltung. Als eine von 400 wissenschaftlich geführten internationalen Tierparks, nimmt die Deichstadt einen wichtigen Platz in der Erhaltungszucht von über 31 Tierarten ein. „Auch diese verantwortungsvolle Aufgabe macht meinen Beruf so außergewöhnlich und spannend“, macht Lena Weeser deutlich und kümmert sich wieder um die Zubereitung der Mahlzeiten. Denn gleich ist Fütterungszeit in der Prinz Maximilian zu Wied Halle.

Hinweistafeln zur Orientierung

Text und Fotos (9) © derreporter | Holger Bernert

Da muss ich hin …

Zoo Neuwied
Waldstraße 160
56566 Neuwied
Telefon: 02622 90460
verwaltung@zooneuwied.de
www.zooneuwied.de
Öffnungszeiten in der Winterzeit: 9 bis 17 Uhr (Einlass bis eine Stunde vor Parkschließung)

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