Das Mehrgenerationenhaus in Neuwied ist ein Ort der Begegnung, ein kommunikativer Treffpunkt für alle Menschen aus der Deichstadt. „Wir möchten jedem eine Gelegenheit geben, anzukommen, Fuß zu fassen oder sich neu in unserer Stadt zu orientieren“, fasst Jennifer Welker das Angebot zusammen. Seit September 2022 ist die studierte Soziologin als pädagogische Mitarbeiterin der Katholischen Familienbildungsstätte in Neuwied für das Mehrgenerationenhaus verantwortlich.
Abschied und Neuanfang
Die 36-Jährige ist Nachfolgerin von Beatrix Röder-Simon, die zwischen 2008 und 2022 für die Koordination im Mehrgenerationenhaus verantwortlich war. Seit zehn Jahren arbeitet die Soziologin in Neuwied. Nach ihrem Studium war sie als pädagogische Fachkraft tätig und unterstützte psychisch kranke Menschen bei der beruflichen Rehabilitation. Nach ihrer zweijährigen Elternzeit kehrte Jennifer Welker, die mit ihrer Familie seit einem Jahr in Niederbieber lebt, ins Berufsleben zurück und wurde zunächst stellvertretende und später Leiterin des Sozialdienstes im Zentrum für Betreuung und Pflege am Schloss. Jetzt hat sie die Verantwortung im Neuwieder Mehrgenerationenhaus übernommen.
Bildung und Begegnung
Das Mehrgenerationenhaus Neuwied ist eins von insgesamt rund 550 in Deutschland. „Unser Angebot richtet sich an Menschen in der Nachbarschaft, im Übergang von Schule in den Beruf oder von der Arbeit in den Ruhestand“, erzählt Jennifer Welker. „Wir sind aber auch kompetenter Ansprechpartner für Leute, die in unvorhersehbare Lebenssituationen geraten sind. Und sie alle können unsere Angebote nutzen und in eigene Projekte einfließen lassen.“ Zu den allgemeinen Angeboten gehören neben PC-Club und Englischunterricht auch zahlreiche Lese- und Kreativkurse bis hin zu individuellen Informationsveranstaltungen zu aktuellen Themen.
Generationenübergreifend
Auch das Mehrgenerationenhaus Neuwied, das finanziell mit Mitteln des Bundesfamilienministeriums sowie von der Stadt Neuwied und dem Kreis Neuwied unterstützt wird, entstand im Rahmen des Bundesprogramms „Mehrgenerationenhaus. Miteinander – Füreinander“. Ziel des generationenübergreifenden Begegnungsortes ist, das Miteinander von jung und alt aktiv zu leben. „Wir bieten viel Raum für gemeinsame Aktivitäten und schaffen so einen nachbarschaftlichen Zusammenhalt hier in Neuwied. Dabei stehen wir allen Menschen offen – unabhängig von Alter, Geschlecht, Hautfarbe, Religion oder Herkunft. Bei uns sind alle herzlich willkommen. Bei uns helfen die Jüngeren den Älteren und natürlich auch umgekehrt.“
„Unsere Angebote sind so verschieden wie die Menschen, die sie gestalten“
Jennifer Welker, Soziologin und Koordinatorin im Mehrgenerationenhaus Neuwied
Nach ihrem Ausscheiden aus dem aktiven Schuldienst wollte Mechtild Zilles eine ehrenamtliche Tätigkeit übernehmen, die nichts mit Kindern zu tun hat. „Ich habe mich ein Berufsleben lang für Kinder engagiert. Für meinen Ruhestand habe ich eine neue Herausforderung gesucht“. Der ehemalige Leiter der Familienbildungsstätte (FBS) Neuwied war es schließlich, der die ehemalige Lehrerin der Geschwister-Scholl-Schule ans Ziel führte. Mittlerweile ist sie seit 2011 Vorstandsvorsitzende des FBS-Trägervereins, der auch für das Mehrgenerationenhaus zuständig ist. „Mein persönliches Anliegen ist, mehr für die ältere Generation in Neuwied zu tun. Wir dürfen diese Menschen auf keinen Fall vergessen. Durch unser sehr niedrigschwelliges Angebot sprechen wir sie aktiv an. Wir versuchen alles, damit Einsamkeit im Alter nicht die Oberhand gewinnt.“
Multikulturelles Zusammenleben
Seit jeher ist die Stadt Neuwied für ihr multikulturelles Miteinander bekannt. „Neuwied ist eine Stadt mit einer sehr bunten Vielfalt“, weiß Thomas Becker, der als geschäftsführende Leitung des Trägervereins der Katholischen Familienbildungsstätte Neuwied e.V. ebenfalls neu im Team ist. „Im Mehrgenerationenhaus kümmern wir uns auch um die Sorgen und Nöte von Kriegsflüchtlingen und Menschen, die aus anderen Ländern zu uns kommen.“ So berichtet der Sozialpädagoge, Kindheits- und Sozialwissenschaftler von einem Mann aus Syrien, den er kürzlich kennenlernte. Dieser ist vor acht Jahren hilfesuchend in die Einrichtung gekommen. Dort wurde er herzlich aufgenommen, unterstützt und begleitet. Heute engagiert sich dieser Mann selbst ehrenamtlich beim Mehrgenerationenhaus und begleitet andere auf ihrem nicht immer einfachen Weg in unsere Gesellschaft.
Kurze Wege
Als Kooperationspartner tragen u.a. die Pfarreiengemeinschaft St. Matthias, das Kinderhaus St. Matthias, der Caritasverband Rhein-Wied-Sieg, der Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer, das Bistum Trier sowie die Lebensberatung Neuwied das Mehrgenerationenhaus Neuwied. Die Räumlichkeiten werden von der Kirchengemeinde zur Verfügung gestellt. „Hier führen wir unsere Beratungen durch und bieten unser umfangreiches Veranstaltungsprogramm an“, meint Jennifer Welker. „Da wir sehr gut in Neuwied vernetzt sind und einen engen Kontakt zu den Ämtern pflegen, können wir die Ratsuchenden je nach Bedarf sehr schnell an die entsprechende Anlaufstelle weiterleiten.“ Allerdings könnten die Angebote ohne die zahlreichen ehrenamtlich Tätigen gar nicht stattfinden. „Daher sind wir immer auf der Suche nach Menschen, die ihre Talente und Fähigkeiten bei uns einbringen möchten“, fügt Thomas Becker hinzu. „Wer ehrenamtlich tätig ist, bringt sich und andere garantiert zum Strahlen.“
Text und Fotos (6) © derreporter | Holger Bernert
Da muss ich hin …
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